Geschichte

Der Pertuis vor dem 19ten Jahrhundert

Dieser historisch bedeutende Ort liegt zwischen der Ober- und der Unterstadt Freiburgs und war möglicherweise schon in prae­historischer Zeit besiedelt. Konkrete historische und ärcheologische Beweise fehlen jedoch.
Die Sandstein-Felswand, die gegen Süden ausgerichtet und von der Bise geschützt ist und in welcher mehrere Quellen entspringen, bot jedenfalls eine vorteilhafte Lage für menschliche Siedlungen.
Quellen :

Quellen und Bäder

Aus dieser Zeit weiss man wenig über das ausgedehnte Grundstück des Pertuis, das bei der Gründung der Stadt, im Jahre 1157, ausserhalb der Stadtmauern lag.
Durch den Bau der Stadtmauern der Neustadt wird es in der zweiten Hälfte des 14ten Jahrhunderts in die befestigte Stadt integriert. Der « Pertuis » war eines der Tore dieser Stadtmauer, das sich Richtung Westen öffnete. Es stand in der Nähe der aktuellen Tal­station der Stand-Seilbahn "Funiculaire" zu Beginn der Neustadt-Strasse.
Die vorhandenen Wasserquellen er­mögli­chten es, an dieser Stelle öffent­liche Bäder einzurichten. Die Bäder der alten Brunnengasse sowie jenes des Pertuis, werden in Archivdokumenten von 1355 und 1384 erwähnt.
Ab dem 16ten Jahrhundert verloren die öffentlichen Bäder zunehmend an Bedeutung und wurden nach und nach geschlossen - vor allem auch nachdem Mitglieder der Kirche und Regierung wegen mangelnder Hygiene und schlechter Sitten eingeschritten waren. Einzig die unteren Bäder des Pertuis, später "Bad der drei Schweizer" genannt, wurden im Jahre 1841 vollständig erneuert und überlebten bis zum Ende des 19ten Jahrhunderts.    top
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Ende des 19ten Jahrhunderts, Die Grotte des Pertuis : Tempel der Freimaurerloge von Fribourg

Sehr wahrscheinlich wurde die Grotte gegen Mitte des 19ten Jahrhunderts in den - von der "Rue des Alpes" steil abfallenden - Sandsteinfelsen des Pertuis gegraben.
Nachdem bereits 1758 und 1851 in Freiburg eine Freimaurerloge existiert hatte, gründeten die Freiburger Freimaurer im Jahre 1877 wiederum eine Loge. Sie erwarben ein Eigentum am unteren Ende der alten Brunnengasse mit Haus, Garten und der Grotte, die sie in einen Tempel umwandelten. Beträchtliche Summen wurden für die Ausgrabungsarbeiten, die Einrichtung und die gepflegte Dekoration des Tempels mit einem Portal im Stil "Orientalisant" investiert. Aber interne Schwierigkeiten bewirkten schliesslich den Verkauf des Tempels.
 
In einem gespannten politischen und religiösen Umfeld blieb die Freimaurerloge jedoch bis zum Jahre 1903 in Freiburg aktiv.    top
 
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Ab 1885 : Die Grotte wird zur Kapelle

Nachdem der frühere Freimaurer Tempel im Jahre 1885 verkauft worden war, erwarben die Franzis­kanerinnen "Missionnaires de Marie" das Eigentum nach langen Verhandlungen im Jahre 1888, um dort von ihrer Mission zurückkehrte Schwestern zu beherbergen. Diese veränderten den Tempel nur wenig und wandelten ihn in eine Kapelle um. Sie bewahrten sogar die Möbel und einige freimaurerische Verzierungen wurden in christliche Zeichen umgewandelt.
Zusätzlich wurden neue Klostergebäude errichtet. In einem einge­gliederten Nähatelier arbeiteten die aus den verschiedensten Himmelsrichtungen zurückgekehrten Klosterfrauen und - bis zum Jahre 1965 - auch Arbeiterinnen aus der Region Freiburg. Die Gemeinschaft verliess die Kapellen-Grotte, das Kloster und ihre Gärten im Jahre 1973 nach 85 Jahren franziskanischer Anwesenheit.    top
 
  • Zeitzeugnisse: [3]
     
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Ab 1987 : Die Grotte wird zur Kulturstätte

Nachdem die Grotte entsakralisiert worden war, wurde sie ab 1987 zum « Espace Pertuis » umbenannt; ihre ursprüngliche Form behielt sie bei. Sie wurde so zu Kunstgalerie und kulturellem Zentrum im Herzen einer Neuüberbauung. Die Künstler-vereinigung « Groupe Mouvement », die eine innovative Rolle im Freiburger Kulturleben spielte, feierte dort ihr 30-jähriges Bestehen. Unter ihrer Schirm­herrschaft wurden Ausstellungen, Konzerte und Theaterkreationen von etwa fünfzig Künstlern und Künstlerinnen im Espace Pertuis durchgeführt.

Heute,

Seit 2005 hat die Eigentümergemeinschaft des Pertuis selbst die Verwaltung und Weiterführung der Grotte als kulturellen Begegnungs­ort übernommen.    top

Quellen

  • [1] Artikel von Marie-Thérèse Torche-Julmy,
    « La curieuse destinée d’un lieu: bain public au Moyen-âge, temple maçon­nique au XIXe, couvent plus tard ».
    In: « La Liberté », 16 Februar 1986.
     
  • [2] Artikel von Francis Python,
    « Diable, les Francs-maçons sont de retour ! 1877-1903 ».
    In: « La Franc-maçon­nerie à Fribourg et en Suisse du 18e au 20e siècle »,
    Freiburg : MAHF, 2001.
     
  • [3] Zeitzeugnisse, gesammelt bei den Franziskanerinnen, Missionnaires de Marie,
    Freiburg.
     
  • [4] Artikel von Eva Heimgärtner,
    « Les étuves médiévales ».
    In: Pro Fribourg n° 136, 2002.
     
  • [5] Fichen: Aloys Lauper,
    « Rue de la Grand-Fontaine 36, ancien temple maçonnique puis chapelle de la Sainte Famille ».
    In: Les fiches Ville de Fribourg, Amt für Kulturgüter, 2006.
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